Widmung
Dieser Artikel ist Herrn Professor Tilman Brusis zum 80. Geburtstag gewidmet.
Zusammenfassung
Ohrgeräusche als subjektive, individuelle Empfindung entziehen sich einem objektiven
Nachweis. In der Begutachtungssituation sind sie zudem von physiologischen oder spontanen
Hörsensationen abzugrenzen.
In Bezug auf die neue Königsteiner Empfehlung und auf die Rechtsprechung des letzten
Jahres ist vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Kausalitätsbegriffe in der Gesetzlichen
und Privaten Unfallversicherung eine stringente Prüfung zur Feststellung, ob eine
ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit eines unfallbedingten subjektiven Ohrgeräusches
vorliegt, bei der Begutachtung erforderlich. Um eine nachvollziehbare und vergleichbare
Grundlage zu schaffen, wurde der Vorschlag einer Plausibilitätsprüfung mit der Erfassung
von 5 Kriterien – angemessenes Ereignis, Unmittelbarkeit, Reproduzierbarkeit auf der
Basis der heutigen Untersuchungsmethoden von Tinnitus-Masking und -Matching, Fortdauer
und Fixierung und die Erfassung mit nichtsuggestiven Fragen – einer Überprüfung unterzogen.
Die Übersichtsarbeit zeigt, dass sich die Anforderungen an den jeweiligen Beweismaßstab
mit den angegebenen Nachweisschritten erfüllen lassen. Die einfache Möglichkeit des
Vorliegens von Ohrgeräuschen kann über die Plausibilitätskriterien, die psychoakustische
Verfahren beinhalten, sowie offene Fragen systematisch zur Wahrscheinlichkeit des
Vorliegens geführt werden. Damit sind die Voraussetzungen für eine nachvollziehbare
Kausalbetrachtung zwischen Ereignis und angegebenen Tinnitus nach aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen
Erkenntnissen geschaffen.
Abstract
Tinnitus as a subjective, individual sensation defies objective proof. In the assessment
situation, tinnitus must also be distinguished from physiological or spontaneous hearing
sensations.
With regard to the new German “Königsteiner Recommendation” and the verdicts of the
last few years, against the background of the different concepts of causality in the
statutory and private accident insurance, a stringent examination to determine whether
there is a sufficiently high probability of an accident-related subjective ear noise
is necessary in the assessment. In order to create a comprehensible and comparable
basis, the proposal of a plausibility check with the recording of 5 criteria – appropriate
event, immediacy, reproducibility on the basis of today's examination methods of tinnitus
masking and matching, persistence and fixation and the recording with a non-suggestive
question was subjected to a review.
The review shows that the requirements for the respective standard of proof can be
fulfilled with the given steps of proof. The simple possibility of the presence of
ringing in the ears can be systematically led to the probability of the presence by
means of the plausibility criteria, which include psychoacoustic procedures, as well
as open questions. This creates the prerequisites for a comprehensible causal consideration
between the event and the reported tinnitus according to current medical-scientific
knowledge.
Schlüsselwörter
Tinnitus - Begutachtung - Plausibilität - Tinnitus-Matching - Zusammenhangsbeurteilung
- Wahrscheinlichkeit
Key words
tinnitus - assessment - reliability testing - expert opinion